Bereits die alten Kulturvölker in der Zeit vor Christi Geburt stellten Nachbildungen menschlicher Augen her. Man kann aber nicht davon ausgehen, dass im Altertum gläserne Kunstaugen als Ersatz für den Verlust eines natürlichen Auges von Menschen getragen wurden.
Man weiß das die Menschen damals zwei Sorten von künstlichen Ersatzaugen verwendeten, Vorlegeaugen und Einlegeaugen.
Das Vorlegeauge bestand aus einer mit Leder überzogenen Edelmetallschale, die an einem Bügel befestigt, vor dem Auge und den Lidern getragen wurde. Im Gegensatz dazu wurde das Einlegeauge als erstes in die Orbita eingesetzt und nur durch die Lider gehalten.
Anfangs bestanden diese Einlegeaugen aus mit Glasur überzogenen Edelmetallschalen. Allmählich setzte sich der besonders neutrale und widerstandsfähige Werkstoff Glas zur Herstellung der Einlegeaugen durch.
Zur damaligen Zeit war Frankreich mit den in Paris praktizierenden Künstlern (Hazard, Mirault, Boissonneau) unumstritten Mittelpunkt des Kunstaugenmarktes.
Erst Anfang des 19. Jahrhunderts wurde in Deutschland mit der Herstellung künstlicher Augen begonnen. In dem kleinen Thüringer Städtchen Lauscha fertigte man seit längerem massive Stofftier- und Puppenaugen aus Glas.
Der Augenarzt Professor Adelmann aus Würzburg konnte 1835 den Kunstglasbläser Ludwig Müller-Uri dazu bewegen, sich mit der Herstellung von gläsernen Augenprothesen zu befassen. Nach kurzer Anlaufzeit brachte Ludwig Müller-Uri bereits Glasaugen zustande, die den französischen Fabrikaten durchaus gleichwertig waren.
In den folgenden Jahren versuchte man ein qualitativ hochwertigeres Glas zu schmelzen, da das bisher verwendete Beinglas der Tränenflüssigkeit gegenüber zu wenig Widerstand bot (zu schnell trübe und rau).
Die entscheidenden Erfindungen und Entwicklungen bei der Kunstaugenherstellung gingen nun von deutscher Seite aus.
1868 verarbeitete der Lauschaer Glasmachermeister Müller-Pathle ein neu entdecktes Material und erhielt so ein Glas von besonders guter Beschaffenheit und Farbe, das Kryolithglas. Dieses hochwertige Spezialglas wird bis heute von nur einer Glashütte der Welt in einem noch geheim gehaltenen Verfahren hergestellt.
1889 entwickelten die Augenkünstler ein Verfahren mit dem ein weicher Irisrand (verschwommener Hornhautlimbus) nachgebildet werden konnte, was die deutschen Kunstaugen besonders natürlich erscheinen lässt.
Eine weitere wichtige Entwicklung war die Erfindung des Reformauges (doppelwandige Prothese) im Jahre 1889.
Seit dieser Zeit haben sich die Arbeitstechniken nicht wesentlich verändert und wurden von Generation zu Generation verfeinert und weitergereicht.